Luftrettung in Nürnberg aufrechterhalten

Oberbürgermeister Maly: Verlegung eines Hubschraubers darf Luftrettung in Nürnberg nicht verschlechtern

  • von  Redaktionsteam
    30.05.2012
  • Beiträge [Partei], Dr. Ulrich Maly

Im Bemühen um eine bessere Versorgung des südwestlichen Landkreises Ansbach im Luftrettungsnetz will sich die Stadt Nürnberg einer echten Problemlösung nicht verschließen. Doch ehe es zu einer Standortverlegung für den Intensivtransporthubschrauber (ITH) Christoph Nürnberg vom Flughafen Nürnberg nach Roth komme, müssen nach Auffassung von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly alle möglichen negativen Folgen für den Raum Nürnberg ausgeschlossen werden. "Es darf zu keiner schlechteren Versorgung im Großraum Nürnberg kommen", sagte das Stadtoberhaupt. Darauf hat er heute bei einem Spitzengespräch in München hingewiesen, zu dem Innenminister Joachim Herrmann Vertreter aller betroffenen Gebietskörperschaften eingeladen hatte.

Am Airport Nürnberg sind der Rettungshubschrauber (RTH) Christoph 27 und der ITH Christoph Nürnberg stationiert. Mit rund 1800 Einsätzen pro Jahr ist der Christoph 27 einer der am meisten ausgelasteten Rettungshubschrauber in Deutschland und Europa. Der Christoph Nürnberg hat in erster Linie die Funktion, Intensivpatienten zu verlegen. Von seinen 800 Einsätzen jährlich entfallen 550 auf seine eigentlichen Aufgaben, 250 Mal ist der Hubschrauber auch als Notarzt-Zubringer unterwegs.

Minister Herrmann hat nun vorgeschlagen, dass der Christoph Nürnberg probeweise an den Standort Roth verlegt werden soll. Damit soll ermittelt werden, ob die Versorgungslücke in Westmittelfranken geschlossen werden kann, ohne dass in Nürnberg eine Verschlechterung eintritt.

"Bevor wir auch nur der zeitlichen Verlagerung nach Roth zustimmen, müssen wir wissen, ob sich eine Verschlechterung der Versorgung in Nürnberg oder auch für die Kliniken in Nürnberg und Erlangen ergibt", erklärte Dr. Maly.
Das Stadtoberhaupt will deshalb folgende Fragen geklärt wissen:

Erstens: Woher kamen und wohin führten die rund 550 Transporteinsätze von Christoph Nürnberg? Wenn die Flüge vor allem das Klinikum Nürnberg oder die Uni-Klinik Erlangen zum Ziel hatten oder von dort ausgingen, würde ein Hubschrauber-Standort in Roth die Situation verschlechtern, weil der ITH von seinen Einsatzorten weiter entfernt wäre.

Zweitens erwartet Oberbürgermeister Dr. Maly eine Auswertung der 250 Notfall-Einsätze von Christoph Nürnberg. Mit der Stationierung in Roth wären Einzugsgebiete in Oberfranken und im nördlichen Mittelfranken schlechter versorgt.

Zum Dritten verlangt Nürnbergs Stadtoberhaupt eine Aufstellung der zeitlichen Verfügbarkeit von Christoph Nürnberg. "Wenn der Hubschrauber seine eigentlichen Transportaufgaben für die Verlegung von Intensivpatienten erfüllt, steht er natürlich nicht für die Luftrettung zur Verfügung. Damit gibt es für den westmittelfränkischen Raum keine wesentliche Verbesserung."

Die echte Lösung bestehe darin, dass die Krankenkassen einen zusätzlichen Rettungshubschrauber finanzieren, der in Westmittelfranken oder im östlichen Baden-Württemberg stationiert ist und länderübergreifend im Einsatz ist. Die Krankenkassen seien wohl dazu bereit. Die Innenminister beider Bundesländer müssten sich dazu jedoch einigen.

Nach Einschätzung von Dr. Maly liegt die eigentliche Ursache der Problematik in einer Fehlentscheidung des bayerischen Landtags. Er hat vor Jahren als einen weiteren Rettungshubschrauberstandort Augsburg bestimmt. Wäre der RTH heute jedoch in Donauwörth stationiert - wie es ein fachliches Gutachten empfahl - , könnte von dort auch das westliche Mittelfranken versorgt werden.