Großes Interesse an Entwicklungspolitik in Nürnberg

Auf großes Interesse stieß die Podiumsdiskussion „Entwicklungszusammenarbeit mitgestalten“, zu der die Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich eingeladen hatte. Über 120 Interessierte folgten der Einladung in das Karl-Bröger-Haus, informierten sich über Möglichkeiten zum Mitmachen und beteiligten sich an einer engagierten Diskussion mit namhaften Experten.

  • von  Gabriela Heinrich
    20.01.2015
  • Beiträge [Partei], Gabriela Heinrich

Entwicklungspolitik hat viele Facetten – unter anderem die Bekämpfung von Hunger, den Klimaschutz, die weltweiten Arbeits- und Sozialstandards sowie die Menschenrechte. Viele Vereine, die Kirchen, aber auch Schulen und Betriebe engagieren sich in afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Ländern, um gemeinsam mit Partnern Entwicklungsvorhaben ins Leben zu rufen. Das Spektrum reicht dabei von Schulpartnerschaften, Bildungs- und Austauschprojekten bis hin zur Erneuerbaren Energie. „Wir haben in Nürnberg und in Bayern eine vielfältige Zivilgesellschaft, die sich stark als Partner von Entwicklungsländern engagiert. Deswegen wollen wir uns auch mit den Fragen beschäftigen: Wie und wo kann ich mich engagieren? Und welche Förderung gibt es, wenn ich ein Projekt ins Leben rufen will?“, erläuterte Gabriela Heinrich ein Ziel der Veranstaltung.

In das Thema führte die entwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Bärbel Kofler, ein. Dabei verwies sie auf die Notwendigkeit, neue Leitlinien für die Entwicklungspolitik aufzustellen. An den sogenannten „Nachhaltigen Entwicklungszielen“ sollen sich künftig nicht nur Entwicklungsländer, sondern auch Industrieländer halten. Es gehe auch darum, wie wir selbst unser Verhalten ändern müssen, um Armut weltweit zu senken und Umwelt sowie Klima besser zu schützen. Positive Beispiele seien der faire Handel, aber auch die Erneuerbare Energie. Um für bessere Arbeits- und Sozialstandards zu sorgen, habe die Große Koalition auf Initiative der SPD-Bundestagsfraktion den Antrag „Gute Arbeit weltweit“ eingebracht.

Dr. Norbert Kloppenburg, Vorstandsmitglied der Kreditanstalt für Wiederaufbau, stellte die Finanzielle Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern vor. Im Auftrag der Bundesregierung fördert die Entwicklungs­bank der KfW zum Beispiel In­ves­ti­tio­nen in die Infra­struk­tur, in Finanzsysteme, in den Um­welt­schutz und in den Aufbau von leistungs­fähigen Finanz­systemen. Der Schwerpunkt der Entwicklungsbank ist die „soziale Infrastruktur“ wie die Trinkwasserversorgung und eine umweltgerechte Abwasser- und Abfallentsorgung in Entwicklungsländern.

Vor allem um das Mitmachen ging es den weiteren Teilnehmern der Podiumsdiskussion. Dr. Susanne Nonnen, Geschäftsführerin des Senior-Experten-Service (SES), erläuterte, wie sich Ältere mit ihrem Erfahrungswissen als Entwicklungshelfer weltweit einsetzen können. Über 4.000 ältere Menschen haben allein im letzten Jahr einen solchen Einsatz als Senior-Experte geleistet. Die Senior-Experten, die auch ein Büro in Erlangen haben, fördern aber auch in Deutschland junge Menschen, um Ausbildungsabbrüche zu verhindern.

Martin Block von der bundesweiten „Mitmachzentrale“ von Engagement Global, stellte Fördermöglichkeiten für Vereine, Betriebe und Einzelpersonen vor. Die Mitmachzentrale biete zudem Infoveranstaltungen und Einstiegsseminare für diejenigen an, die sich engagieren wollen, aber bisher noch keine Erfahrung mit der finanziellen Förderung von Entwicklungsprojekten haben.

Dr. Jürgen Bergmann, Referatsleiter Entwicklung und Politik bei Mission EineWelt, gab einen Einblick in das kirchliche Engagement. Mission EineWelt pflege im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Beziehungen zu Partnerkirchen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Dazu werden nicht nur Partnerschaften vermittelt, sondern auch Freiwillige entsandt und „Fachkräfte auf Zeit“ als Helfer eingesetzt. Der Einsatz für Menschenrechte sei dabei ein ganz wichtiger Punkt.

In der Diskussion mit dem Publikum wurde nicht zuletzt auf das Problem der „Kohärenz“ hingewiesen: wenn zum Beispiel Entwicklungspolitik auf der einen Seite Entwicklungsvorhaben unterstützt, aber auf der anderen Seite die Industrieländer unfaire Handelsabkommen mit Entwicklungsländern abschließen oder die dortigen Märkte durch Billigimporte zerstören. Kofler und Heinrich setzen sich daher in Berlin für faire Partnerschaften „auf Augenhöhe“ ein. Es müsse auch genau geprüft werden, welche Folgen das geplante Freihandelsabkommen zwischen Deutschland und den USA (TTIP) auf die Entwicklungsländer haben könnte.