Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) der SPD Nürnberg

10 Jahre Equal Pay Day – die Bilanz? Noch immer durchschnittlich 21 % Lohn- und Gehaltslücke!

  • von  Cornelia Spachtholz
    17.03.2017
  • Beiträge [Partei]

Am 18. März wurde der „Equal Pay Day“ in Deutschland zum 10. Mal begangen. Seit 2008 wird hierzulande mit dem Aktionstag auf die Lohn- und Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern hingewiesen. Sowohl die Ursachen als auch mögliche Lösungen sind schon weit länger bekannt. Gleichzeitig werden aber regelmäßig Studien veröffentlicht, die das Zahlenwerk, auf dessen Grundlage der Aktionstag begangen wird, nicht nur in Frage stellen, sondern grundlegend angreifen.

Drei Viertel des sogenannten „unbereinigten“ Gender Pay Gap sind laut dem Statistischen Bundesamt v.a. auf strukturelle Unterschiede zurückzuführen. Und so führt das Statistische Bundesamt als Hauptgründe für unterschiedliche Bruttostundenverdienste zwischen Frauen und Männern z.B. Unterschiede der Berufe und Branchen an, in denen Frauen und Männer erwerbstätig sind. Ebenso wird als Grund die ungleich verteilten Arbeitsplatzanforderungen bezüglich Qualifikation und Führung benannt sowie dass Frauen überrepräsentativ geringfügig – bzw. in Teilzeit beschäftigt seien.

Beim sogenannten „bereinigten“ Gender Pay Gap werden diese Merkmale herausgerechnet, so dass laut dem Statistischen Bundesamt noch durchschnittlich 7 % Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männer mit vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie, bestehen. Beim „bereinigten“ Gender Pay Gap bleiben allerdings Ursachen wie beispielsweise (familienbedingten) Erwerbsunterbrechungen oder auch das persönliche Verhandlungsgeschick unberücksichtigt.

„Immer wieder die Zahlen herunter –und gegenzurechnen verändert das berechtigte Anliegen nicht, dass Frauen und Männer, im Übrigen auf Grundlage unserer Verfassung, gleichberechtigt sind. Und ob wir von einer unbereinigten Lohn- und Gehaltslücke von durchschnittlich 21 % sprechen, oder von einer bereinigten, viel mehr unerklärbaren, Lohn- und Gehaltslücke von durchschnittlich 7 % sprechen, ändert an dem Umstand der Geschlechterungerechtigkeit nichts!“ empört sich Cornelia Spachtholz, Vorsitzende der AsF Nürnberg.

Frauen sind nicht nur überwiegend in den schlechter bezahlten Berufen zu finden – und das oftmals familienbedingt in Teilzeit, sondern leisten auch den Löwinnenanteil an unbezahlter Sorgearbeit. Auch hier herrscht ein enormes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern – der sogenannte Gender Care Gap.  Es gilt die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Fehlanreize in Familien-, Arbeits- und Steuerpolitik beseitigt und mehr Anreize geschaffen werden, damit Frauen und Männer sich Aufgaben in Familie, Haushalt und Erwerbsleben partnerschaftlicher als bisher teilen und somit Frauen und Männern gleiche Chancen im Erwerbsleben eingeräumt werden.

„Der Gender Pay Gap in Kombination mit dem Gender Care Gap garantiert dem überwiegenden Anteil der Frauen nach einer Lebensleistung - mit Familien- und Erwerbsarbeit - den Weg in die Altersarmut. Frauen erhalten aktuell durchschnittlich knapp 60 % weniger Rente als Männer, bei eigen erworbenen Ansprüchen, dem sogenannten Gender Pension Gap“, so die Vorsitzende der AsF Nürnberg und Initiatorin des Equal Pension Day, dem Aktionstag, der die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern thematisiert. Spachtholz fordert: „Es ist Zeit in unserer Gesellschaft umzudenken und vor allem zu handeln! Wir brauchen einen Wandel hin zu Wertschätzung unterschiedlicher, atmender Lebensverläufe und müssen den Rahmen geben, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft würdig ihren Platz finden – im gesamten Lebensverlauf, also auch im Erwerbsleben! Wir brauchen soziale Gerechtigkeit, die beim Einzelnen ankommt, die spürbar ist, also auch bei uns Frauen!“