Langzeitarbeitslosigkeit - Wie kann man sie vermeiden?

Mein Standpunkt für die Bayerische Staatszeitung vom 13. Juli 2017

  • von  A. Weikert
    13.07.2017
  • Arbeitsmarkt und Beruf, Arbeit und Soziales

Bildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Wer keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, ist in Bayern fünfmal häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Menschen mit Berufsabschluss. Jeder dritte Arbeitslose ohne Berufsabschluss ist langzeitarbeitslos.

Auf lange Sicht ist die Garantie für alle jungen Menschen auf einen Ausbildungsplatz, der einen vollqualifizierenden Abschluss ermöglicht, der wichtigste Schritt zur Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit. Jugendberufsagenturen, assistierte Ausbildung und arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit müssen dazu auch in Bayern flächendeckend und verlässlich finanziert zur Verfügung stehen.

Neben dem Recht auf Ausbildung braucht es ein Recht auf Weiterbildung. Jeder Arbeitslose soll ein Weiterbildungsangebot erhalten, das einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit entgegenwirkt. Für die Dauer der Bildungsmaßnahme wollen wir das Arbeitslosengeld als „Arbeitslosengeld Q“ verlängern. Ein weiteres Ziel ist, die Arbeitsagenturen dahingehend umzubauen, dass sie bereits vor dem Jobverlust analysieren und beraten, um berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen zu ermöglichen.

Bei allem Zukunftsdenken vergisst die SPD die gegenwärtig Betroffenen nicht.

Mehr als ein Viertel aller Arbeitslosen in Bayern ist seit mehr als einem Jahr ohne Beschäftigung. In den Großstädten sind es sogar über 30 Prozent.

Jeder Fall von Langzeitarbeitslosigkeit ist individuell, daher müssen auch die Beratung, die Strategie und die angewandten Maßnahmen so individuell wie möglich sein. Um dies leisten zu können, brauchen die zuständigen Jobcenter deutlich mehr personelle und finanzielle Ressourcen.

Es ist immer besser, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Für diejenigen, die momentan keine realistische Chance auf reguläre Beschäftigung haben, braucht Bayern öffentlich geförderte Beschäftigung mit Lohnzuschüssen und intensivem Coaching.

Langzeitarbeitslosigkeit ist vererbbar. Probleme im Familienleben und Langzeitarbeitslosigkeit bilden oft einen Teufelskreis, der aber – wie die Modellprojekte Tandem und Perspektiven für Familien belegen – durchbrochen werden kann. Diesen Ansatz auszuweiten ist also auch ein wichtiger Beitrag, um zukünftige Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden.