Standpunkt für die Bayerische Staatszeitung: „Azubis: die Abbrecherquote ist hoch wie nie - was tun?“

Die Bayerische Staatszeitung hat mich für ihre aktuelle Ausgabe um meinen Standpunkt zu dieser Frage gebeten

  • von  A. Weikert
    16.04.2018
  • Arbeitsmarkt und Beruf, Beiträge [Angelika Weikert]

Um die Zahl der Ausbildungsabbrüche wieder zu senken, ist es notwendig, sich noch intensiver dafür einzusetzen, dass alle Menschen die dies möchten, eine duale oder schulische Berufsausbildung aufnehmen und erfolgreich abzuschließen können. Die Aufgabe der Politik ist es, die richtigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

Dies beginnt bei der passgenauen und individuellen Berufsorientierung, die in allen Schularten stattfinden muss. So werden Fehlentscheidungen bei der Berufswahl im Idealfall schon im Vorfeld vermieden.  

Unmittelbar im Einflussbereich der Politik liegen auch die Einstellung von genügend Lehrkräften an beruflichen Schulen, eine gute Sachausstattung der Schulen sowie ein Ausbau der Jugendsozialarbeit an beruflichen Schulen. Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle, berufsbegleitende Deutschkurse für Auszubildende mit Migrationshintergrund zur Verfügung zu stellen, damit sprachliche Defizite nicht zum Abbruch einer ansonsten erfolgreichen Ausbildung führen.

Es ist begrüßenswert, dass die Bundesregierung Unterstützungsangebote, wie ausbildungsbegleitende Hilfen und die sogenannte „assistierte Ausbildung“, die Hilfe bei Lernbeeinträchtigungen und Problemen an der Ausbildungsstelle und im persönlichen Bereich bietet, ausweiten möchte. Hier können auf Landesebene flankierende Initiativen gestartet werden.

Das Hauptmotiv für Ausbildungsabbrüche sind jedoch unattraktive Arbeitsbedingungen in den Betrieben. Es ist auffällig, dass die Branchen mit den höchsten Abbrecherquoten seit Jahren die gleichen sind. Der DGB-Ausbildungsreport dokumentiert regelmäßig auch in Bayern schwere Verstöße gegen gesetzliche Regelungen und Verordnungen, vor allem gegen das Arbeitszeitgesetz. Hier benötigen zum einen die zuständigen Kontrollorgane die notwendigen Ressourcen, um Verstöße zu ahnden. Zum anderen sind die Kammern gefordert, auf ihre Mitglieder einzuwirken, denn schwarze Schafe bringen ganze Berufszweige in Verruf und erschweren somit auch vorbildlich agierenden Betrieben die Suche nach Nachwuchskräften.

Wenn diese Maßnahmen ineinandergreifen, dann wird es auch gelingen, die Abbrecherquote bei Berufsausbildungen wieder zu senken.