Historische Umladehallen als Chancen für einzigartigen Universitätscampus

Landtagsabgeordnete und Denkmalexpertin Helga Schmitt-Bussinger: Nürnberger Umladehallen bieten einmalige Chance für modernen Uni-Campus

v.l.n.r.: Stadtplanerin Brigitte Sesselmann, Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger, Stadtheimatpflegerin Dr. Claudia Maué, Vorsitzender der Stadtbildinitiative Elmar Hönekopp

Die Nürnberger Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger sieht den Erhalt der historischen Umladehallen am ehemaligen Südbahnhof als einmalige Chance, einen modernen Uni-Campus mit besonderer Architektur zu verbinden:  

Die Abgeordnete macht deutlich: „Das Ziel ist ein zukunftsweisendes bauliches Konzept für die neue Universität Nürnberg. Bei diesem spannenden Zukunftsprojekt können die Umladehallen sicherlich in großartige Entwürfe der Architekten integriert werden und somit dem neuen Stadtteil ein ganz neues Gesicht und eine mit der Historie der Stadt verbundene Identität geben.“ Deshalb lädt die Landtagsabgeordnete nun die zuständigen Ministerinnen Aigner und Kiechle zu einem Vor-Ort-Termin ein, bei dem sie ein Bewusstsein für die Einzigartigkeit und die damit verbundenen Chancen der Hallen schaffen will.  

Egal ob in Madrid, Paris oder Salzburg – europaweit gibt es genug Beispiele, dass das architektonische Potential von historisch bedeutenden Industriebauten auch heute noch genutzt werden kann. Vor allem durch diese Beispiele ließ sich die Abgeordnete von dem Einsatz für den Erhalt der vier, insgesamt 37 000 m² fassenden, Umladehallen des Geländes zwischen Münchener Straße und Rangierbahnhof, überzeugen. Die Denkmalexpertin besuchte auf Einladung des Vorsitzenden der Stadtbild-Initiative Nürnberg, Elmar Hönekopp, zusammen mit Stadtplanerin Brigitte Sesselmann vom Verein BauLust und Stadtheimatpflegerin Dr. Claudia Maué die Ausstellung der Stadtbildinitiative „Vergessen im Süden – Die Umladehallen am Nürnberger Südbahnhof“, die aktuell im Museum Industriekultur zu sehen ist und die Bedeutung dieser Hallen für die Stadt unterstreicht.   

Bei dem Rundgang kritisierten die Ausstellungsmacher, dass die über den Kauf der Fläche verhandelnden Parteien bisher eine Nutzung der Hallen ausschließen. „In München hat Aurelis bereits gezeigt, dass es anders geht. Dort wurde in vorbildlicher Weise ein ehemaliges Bahnausbesserungswerk in ähnlicher Dimension saniert und einer neuen Nutzung zugeführt. Dies ist auch unser Wunsch für Nürnberg“, merkte Stadtplanerin und Architektin Brigitte Sesselmann an. Der Vorsitzende der Stadtbildinitiative, Elmar Hönekopp, ergänzt: „Wir sind definitiv keine Gegner der Entstehung einer neuen Universität Nürnberg. Das Gegenteil ist der Fall: Als Volkswirt bin ich grundsätzlich für zusätzliche Investitionen in Hochschuleinrichtungen in Nürnberg und in der Region. Die Hallen könnten das Highlight in einem einzigartigen, modernen Campusgelände sein.“  

Dass die Freunde der Umladehallen auch keine Gegner der bisherigen Bauplanungen sind, merkt man spätestens, wenn man einen Blick auf die Ausstellung wirft. Man sieht dort, dass neben den ähnlichen Beispielen aus anderen Städten auch die Masterarbeit von Jan Müller, ehemaliger Student in Nürnberg, ausgestellt wird. Die Arbeit, die den Namen „Urbane Ressourcen“ trägt, befasst sich eben genau mit einer Umnutzung der Hallen. Jan Müller habe, so Sesselmann, sogar während seiner Arbeit bereits an Nutzungsmöglichkeiten für den Hochschulbetrieb gedacht, obwohl es damals noch nicht einmal Pläne für den Bau einer neuen Universität gab. Zudem hofft Brigitte Sesselmann, dass auch die bisherigen Entwicklungspläne im zukünftigen Projekt berücksichtigt werden und meint damit besonders den Plan, das Gelände zu jeweils einem Drittel für Wohn-, Gewerbe-(in diesem Fall als Uni-Campus) und vor allem Grünflächen zu nutzen.  

Die Stadtbildinitiative, die sich seit vielen Jahren für den Erhalt von Industriebauten einsetzt, ist fest davon überzeugt. „Man darf nicht einfach weiter wichtige Industriebauten in Nürnberg abreißen, wie man es in der Vergangenheit bei den Gebäuden des Milchhof-Areals und dem ehemaligen Schweißeisenwalzwerk gemacht hat“, argumentiert Heimatpflegerin Dr. Claudia Maué.      

Die Umladehallen dienten einige Jahre als größter Umschlagplatz für die Deutschen Eisenbahnen und löst auch bei vielen ehemaligen Beschäftigten noch emotionale Verbundenheit aus. Nachdem die Bahn den Südbahnhof im Jahr 1998 schloss, dienten sie noch kurze Zeit als Lagerhallen. Seitdem stehen sie brach und werden immer wieder für halblegale “Zwischennutzungen“ oder auch für technische Präsentationen genutzt,  während sie allmählich mehr und mehr von der Natur eingenommen werden. Der neu entstehende Stadtteil, in dem sich künftig neue Wohnbebauung mit einer interessanten, zukunftsorientierten  Hochschullandschaft verbinden dürfte,  kann durch die Reaktivierung und Umnutzung eines solch bedeutenden, in die Vergessenheit geratenen Bauwerks Attraktivität gewinnen.