Applaus allein reicht nicht

Kürzlich gab die Nürnberger Arbeiterwohlfahrt (AWO) bekannt, sich aus finanziellen Gründen aus der Flüchtlingsberatung zurückzuziehen. Schon viel zu lange ist die Arbeit der bayerischen Wohlfahrtsverbände unterfinanziert. Das muss sich endlich ändern.

  • von  Arif Taşdelen
    01.09.2020
  • Beiträge [Partei]

Ob als Träger von Kitas oder Pflegeheimen, in der Flüchtlingsberatung oder im Rettungsdienst: Soziale Arbeit in den verschiedensten Bereichen ist ein unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft. Doch die Arbeit der Wohlfahrtsverbände im Freistaat leidet unter chronischer Unterfinanzierung. So werden etwa in der Flüchtlingsberatung durch die vom Freistaat gezahlten Zuschüsse nur 60 bis 70 Prozent der Personalkosten abgedeckt, die Sachkosten bleiben sogar komplett bei den Trägern hängen. Dabei ist die Flüchtlingsberatung Aufgabe des Freistaats. Statt die Kosten auf die freien Träger zu verlagern, sollte die Staatsregierung die soziale Arbeit endlich finanziell angemessen unterstützen. Bürokratische und langwierige Prozesse für die Beantragung von Fördermitteln rauben den Wohlfahrtsverbänden wichtige Zeit für ihre eigentliche Arbeit. Ich bin der Meinung, dass wir weitestgehend von einer Projektfinanzierung wegkommen sollten. Es muss endlich das Bewusstsein in den Köpfen ankommen, dass Wohlfahrtsverbände keine gewinnorientierten Unternehmen sind und keine Dividenden etc. ausschütten. Jeder Euro wird wieder in die soziale Arbeit gesteckt und kommt der Gesellschaft zugute. Der Wert der sozialen Arbeit wird – völlig berechtigt – regelmäßig von der Staatsregierung in Lobeshymnen angepriesen und gerne auch beklatscht. Wenn wir den Menschen, die den sozialen Frieden aufrechterhalten, wirklich danken möchten, sollten wir ihnen aber vor allem endlich die Mittel an die Hand geben, um die soziale Arbeit im Freistaat zu stärken und zu erhalten.