16. Dezember 2025 | Nürnberg - Themen, Social Media

„WTF H&M Nürnberg?“ – Wie Julia Kaltenegger viral ging und was ihr Video bewegt hat

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In ihrem Clip, betitelt mit den Worten „WTF H&M Nürnberg?“, spielt Julia einen fiktiven Dialog zwischen einer langjährigen Verkäuferin und der anonymen H&M-Konzernleitung. Sie schlüpft in beide Rollen – mal die verunsicherte Mitarbeiterin, mal die abgeklärte Stimme eines globalen Unternehmens, das nüchtern von „betriebswirtschaftlichen Gründen“ spricht. Der Ton ist wütend, ironisch und gleichzeitig zutiefst menschlich. Sie bringt auf den Punkt, was viele empfinden: dass die Schließung für 58 Beschäftigte kein betrieblicher Vorgang ist, sondern ein persönliches Drama.

Was danach geschah, zeigt die Kraft sozialer Medien, wenn sie authentisch eingesetzt werden. Innerhalb von 24 Stunden wurde der Beitrag tausendfach geteilt, kommentiert und geliked. Laut Berichten hatte das Video auf Instagram bereits über 66 Tausend „Gefällt mir“-Angaben (Stand 08.10.25) gesammelt, Tendenz steigend. Zahlreiche Menschen schrieben Julia, bedankten sich für ihre klare Haltung, teilten eigene Erfahrungen aus dem Einzelhandel. Medien wie BR, Sat1 und NN.de griffen das Thema auf, überschrieben ihre Artikel mit „Wütendes Video geht viral“ und berichteten über die enorme Resonanz. Der Hashtag #WTFHMNürnberg tauchte in Kommentarspalten und Feeds auf, auch außerhalb der Stadt. Was als lokaler Protest begann, wurde zum Symbol für Solidarität und Gerechtigkeit.

Der Hintergrund: H&M will seine traditionsreiche Filiale in der Karolinenstraße 45 zum 31. Januar 2026 schließen. Betroffen sind 58 Beschäftigte, viele davon Frauen, die seit Jahren – teils Jahrzehnten – dort arbeiten. Die offizielle Begründung lautet „wirtschaftliche Gründe“. Doch wer genauer hinsieht, erkennt ein strategisches Muster: Schon zuvor hatte H&M seine Filiale in der Breiten Gasse geschlossen und eine neue, größere Filiale in der Karolinenstraße 11 eröffnet – nur wenige Meter entfernt. Zwei Standorte in unmittelbarer Nähe, von denen einer nun „nicht mehr rentabel“ sein soll.

Die Gewerkschaft Verdi und der Betriebsrat kritisieren das Vorgehen scharf. Der Schritt sei lange absehbar gewesen, Vorschläge zur Umstrukturierung seien ignoriert worden. Besonders bitter: In der betroffenen Filiale hatte es bereits in der Vergangenheit Auseinandersetzungen um Mitbestimmung gegeben – der Betriebsrat stellte sogar Strafanzeige wegen Behinderung seiner Arbeit. Und während in der Innenstadt Jobs verloren gehen, stehen in Nürnberg auch 300 weitere Arbeitsplätze im ehemaligen H&M-Kundencenter auf der Kippe, das inzwischen vom Dienstleister Webhelp übernommen und ins Ausland verlagert werden soll.

Julia Kaltenegger kennt diese Strukturen aus eigener Erfahrung – sie hat selbst bei H&M gearbeitet. Ihr Engagement ist also nicht theoretisch, sondern persönlich. Vielleicht ist das der Grund, warum ihr Video so viel Resonanz erzeugte. Sie spricht nicht über, sondern aus der Perspektive der Beschäftigten. Ihr Video ist kein klassischer Wahlkampfclip, sondern ein Akt gelebter Solidarität – roh, ehrlich, ohne PR-Filter.

Und genau das macht den Unterschied. Während viele politische Debatten in Gremien verhallen, nutzt Julia den digitalen Raum, um Haltung sichtbar zu machen. Sie zeigt, dass Politik dann kraftvoll ist, wenn sie sich traut, Emotionen zuzulassen. Ihr viraler Beitrag ist kein Zufallstreffer, sondern ein Beispiel dafür, wie politische Kommunikation heute funktionieren kann: nah an den Menschen, pointiert, authentisch und mit klarer sozialdemokratischer Haltung.

Der Erfolg des Videos ist zugleich Auftrag: Öffentliche Aufmerksamkeit darf nicht das Ende der Geschichte sein, sondern ihr Anfang. Denn die betroffenen Beschäftigten brauchen nicht nur Beifall, sondern Sicherheit – durch einen fairen Sozialplan, durch neue Perspektiven, durch echte politische Unterstützung. Hier ist die Stadtpolitik gefragt: durch soziale Stadtentwicklung, durch Schutz für Innenstadthandel und Beschäftigte, durch klare Positionen gegenüber Konzernen, die Verantwortung outsourcen.

Julia Kaltenegger hat mit ihrem Video das getan, was Politik im besten Sinne leisten kann: Sie hat Menschen eine Stimme gegeben, die sonst ungehört bleiben. Sie hat Wut in Würde verwandelt – und gezeigt, dass Empörung kein Selbstzweck ist, sondern ein Anfang.

Für uns als SPD heißt das: Wir müssen genau dort anknüpfen. An der Seite der Beschäftigten. Mit konkreten Forderungen, klarer Haltung und solidarischer Präsenz. Wenn ein Instagram-Video in wenigen Stunden das schafft, was sonst Wochen politischer Kommunikation braucht – Aufmerksamkeit, Emotion und Zusammenhalt –, dann zeigt das vor allem eins: Haltung kann viral gehen. Und genau das brauchen wir.

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