Nachts unterwegs mit der Polizei

Bundestagskandidatin Gabriela Heinrich unterwegs mit der Polizei

  • von  Gabriela Heinrich
    19.06.2013
  • Beiträge [Partei]

Freitagnacht in der Altstadt: Viele – vor allem junge – Menschen sind unterwegs, wollen feiern, Leute treffen, tanzen, sehen und gesehen werden. Dazu gehört häufig Alkohol und manchmal auch zu viel davon. Und wenn zu viel Alkohol die Aggressionen hochschaukelt, dann werden sie gebraucht: Die Polizisten und Polizistinnen von der Polizeiinspektion Nürnberg Mitte, eine der größten Inspektionen in Bayern auf einem verhältnismäßig kleinem Raum mit wenigen Einwohnern. Aber mit sehr vielen Diskotheken, Kneipen und dem Rotlichtbezirk der Stadt.

Eine von diesen Nächten durfte ich miterleben, beobachten und als Gast von Polizeioberrat Stefan Thiele und Polizeihauptkommissar XX Pfann „auf Streife“ mitfahren. Durchsetzung des Rauchverbots bzw. Gesundheitsschutzes bei renitenten Kneipenwirten, Ruhestörung und ein ver(w)irrter Knabe innerhalb der Frauenmauer – das sind Themen einer Nacht, die vielleicht erstmal nicht so spannend klingen. Allerdings sieht das schon anders aus, wenn Körperverletzungen und Prävention im Bereich organisierte Kriminalität oder auch die Vortäuschung von Straftaten hinzukommen.

Dabei müssen natürlich auch die vermeintlich banalen Vergehen wie Ruhestörung und Verstöße im Gaststättengewerbe kontrolliert und nach Möglichkeit abgestellt werden – schon im Interesse der Nachbarn und des friedlichen Zusammenlebens. Ganz friedlich verlaufen die Kontrollen durch die Polizei jedoch nicht: Wer angesprochen wird, reagiert dann doch manchmal aggressiv auf die Beamten und je alkoholisierter, desto aggressiver wird das Ganze. Dabei wurde mir schnell klar, dass Polizeibeamte eine fast grenzenlose Geduld benötigen. Es gab eine Unzahl von Provokationen in dieser Nacht – verbal und per Körpersprache. Und gerade junge Männer machen gerne mal einen auf „dicke Hose“, besonders, wenn die Kumpels zugucken. Ein aufbrausender Charakter hat es in diesem Beruf wahrscheinlich eher schwer. Es ist schon eine Gabe, sich Respekt zu verschaffen und sich durchsetzen zu können, ohne die Aggression anzustacheln. Manchmal allerdings geht es nicht so einfach: Dann muss Verstärkung her, um die „schwereren Jungs“ zur Ordnung zu rufen, um z.B. Platzverweise durchzusetzen, damit keine Körperverletzungen verübt werden können.

Und so wirkt denn auch ein großer Teil der Arbeit der Beamten der Polizeiinspektion Nürnberg Mitte präventiv: Sie schauen nach dem Rechten und sind hoffentlich schon da, bevor die Situation eskaliert, z. B. im nächtlichen Schnellrestaurant, wenn ein paar Jungs „auf Krawall gebürstet“ sind und an Größeren und Älteren mal testen wollen, wie stark sie sind. Sie sehen dann nicht gerne ein, dass es besser ist, nach Hause zu gehen.

Präventiv fahren mehrere Streifen dann gegen Anfang der Sperrzeit  zu einer Diskothek, bei der die Erfahrung zeigt, dass zu viele Ange- oder Betrunkene den abgelaufenen Abend gerne noch mit einer Schlägerei abrunden möchten. Hier gilt es, schwere Körperverletzungen zu verhindern.

Natürlich gelingt das nicht immer: Polizisten müssen in weit schlimmeren Situationen bestehen und sind oft auch persönlich Gefahren ausgesetzt.  Sie sehen die Opfer schwerer Verbrechen, werden beim Schutz der Bürger selbst angegriffen und werden selbst zu Opfern. All dies habe ich bei meinem kleinen Einblick glücklicherweise nicht erleben müssen. Es war  jedoch eine – nach Aussage von Polizeioberrat Thiele – durchaus repräsentative Nacht in der Altstadt von Nürnberg.

Fast schon lustig übrigens: Polizeibeamte werden vom Bürger gerne auch mal für alle möglichen Auskünfte genutzt. Wo geht’s lang, wo ist die nächste Disko, wo findet man den Bankautomaten der Bank XY? Da gilt auch heute noch der alte Satz „Die Polizei, dein Freund und Helfer“.