Altersmedizin heißt auch: Pflegebedürftigkeit vorbeugen

Tour durch den Nürnberger Norden: Besuch im Zentrum für Altersmedizin im Nord-Klinikum in St. Johannis

  • von  Gabriela Heinrich
    01.07.2013
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Hätten Sie's gewusst? Mehr als die Hälfte der Patienten des Klinikums ist bereits  älter als 65 Jahre. Und natürlich steigt der Anteil älterer Patienten immer weiter an. Das gilt für viele Kliniken, aber in Nürnberg reagierte man mit der Gründung eines Zentrums für Altersmedizin: Im Rahmen eines bundesweit einmaligen interdisziplinären Versorgungskonzepts wurden hier 2003 die Kliniken für Geriatrie, für Neurologie sowie für Psychiatrie und Psychotherapie zusammengeschlossen. Seit März 2013 ist das Zentrum für Altersmedizin nun im neuen Dr. Theo-Schöller-Haus untergebracht.

Die Patienten werden vom Hausarzt überwiesen oder sie kommen aus Heimen,  z. B. wegen Austrocknung oder chronischer Blasenentzündung. Sie kommen aber auch auf dem Weg über die Notaufnahme in das Zentrum. 

Viele ältere Patienten haben gleichzeitig, manchmal acht verschiedene Erkrankungen, nehmen viele verschiedene Medikamente, leben mit  Behinderungen oder Einschränkungen. Sie müssen normalerweise häufig zu verschiedenen Fachärzten, was oft mit anstrengenden Wegen verbunden ist.
Johanna Myllymäki, Mitarbeiterin im Zentrum für Altersmedizin erklärt mir, wie die Vernetzung der Akteure aus Psychiatrie, Geriatrie und Neurologie zu  medizinischen Synergie-Effekte führt. Wenn alle nötigen Fachdisziplinen in einem Haus miteinander arbeiten, sich absprechen und gemeinsam um einen älteren Menschen kümmern, bedeutet das nicht nur eine bessere Versorgung für den Patienten. Der interdisziplinäre Ansatz ermöglicht auch die Entwicklung von eigenen Konzeptionen für die Altersmedizin, von neuen Diagnose- und Behandlungsangeboten.

Dr. Walter Swoboda, komm. Leiter der Geriatrie (es ist die größte in Bayern) stellt heraus, dass Menschen im Zentrum für Altersmedizin ganzheitlich angesehen werden, mit all ihren Behinderungen und Erkrankungen. Für ihn ist ein wichtiges Ziel, mit geriatrischer Früh-Reha Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Hier auftretende Kosten für die Krankenkassen helfen so, Kosten bei der der Pflegeversicherung einzusparen – ganz abgesehen davon, dass älteren Menschen ein guter Teil ihrer Selbstständigkeit und Lebensqualität erhalten werden kann. Über die Möglichkeit der Klinik, Patienten auch ambulant geriatrisch zu betreuen, wird in Hinblick auf die Finanzierung jedoch noch diskutiert – hier muss nachgebessert werden.

Übrigens: Im Zentrum für Altersmedizin können sich ältere Menschen auch testen lassen, ob sie noch sicher Auto fahren können.