Nichtbeantwortung parlamentarischer Anfragen als politisches Kampfinstrument der Staatsregierung

Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger demonstriert an zwei Beispielen, wie die Bayerische Staatsregierung bei der Beantwortung auf Schriftliche Anfragen ihre Macht demonstriert und bei entscheidenden Fragen versucht, eine vernünftige Beantwortung zu umgehen, sofern es sich um Anfragen der SPD handelt

  • von  Helga Schmitt-Bussinger
    16.02.2018
  • Beiträge [Partei], Bayerischer Landtag, Helga Schmitt-Bussinger

Am 21. Juli vergangenen Jahres habe ichStaatsminister Söder in einem Schreiben um Auskunft zum Thema „Höhe der Mietkosten für die angemieteten Immobilien des Freistaates Bayern“ gebeten. Ich wollte wissen, welche anderen Immobilien, die der Freistaat angemietet hat, vergleichbare Mieten haben, wie das im Bau befindliche Deutsche Museum Nürnberg. Dies deshalb, da Kollege Oliver Jörg von der CSU im Plenum am 20.7.2017 genau solche Zahlen bereits genannt hatte. Diese Informationen hätten auch mir in der Bewertung geholfen. Auf mein Schreiben antwortete mir eine Oberregierungsrätin am 2. August 2017 in StM Söders Auftrag mit der Zusage einer „schnellstmöglichen Nachricht“. Bis Dezember kam keine weitere Antwort. Deshalb bat ich meinen Mitarbeiter, bei der Oberregierungsrätin nachzufragen. In einem kurzen Telefonat am 5. Dezember 2017 wurde mein Mitarbeiter lediglich darum gebeten, das Anliegen per E-Mail zu schicken, was auch noch am selben Tag geschah. Eine Antwort bekam ich nicht. Mitte Januar 2018 – es ist bereits ein halbes Jahr vergangen – schrieb ich Herrn Minister Söder nochmals und bat um eine Auskunft zu meiner Anfrage vom Juli 2017 und kündigte an, bei weiterer Nichtbeantwortung die Frage beim nächstmöglichen Termin in einer Anfrage zum Plenum aufgreifen, was ich dann auch zum Plenum 7. Februar 2018 tun musste. Die Antwort war an zynischer Desinformation nicht zu überbieten und enthielt seitenweise Textwüste, absichtlich ungeordneten, nur kommagetrennten Textes (siehe Bild und Anlage).

Ein weiteres Beispiel ist meine Anfrage nach dem „Sanierungsbedarf der Staatsstraßen im Regierungsbezirk Mittelfranken". Ich wollte in Erfahrung bringen, welche Strecken welchen Sanierungsbedarf haben. Fast zwei Jahre nach meiner ersten Anfrage habe ich noch immer keine konkrete und befriedigende Antwort erhalten. Hier tabellarisch der mühsame Kampf um Informationen, wie ich es auch Ende Januar der Landtagspräsidentin geschildert habe:

7.3.2016

Anfrage zum Plenum 1

Eingereicht

10.3.2016

Anfrage zum Plenum 1

Antwort ohne Inhalt, da Ergebnisse ZEB erst in 1. Hälfte 2016.

12.4.2016

Schriftliche Anfrage 1

Eingereicht

17.5.2016

Schriftliche Anfrage 1

Frist abgelaufen ohne Rückmeldung

31.5.2016

Schriftliche Anfrage 1

Beim Landtagsamt nachgefragt, sie fragen im Ministerium.

1.6.2016

Schriftliche Anfrage 1

Ministerium hat die Antwort „zufällig“ einen Tag nach der Rückfrege fertig und übermittelt sie per E-Mail ans Landtagsamt

3.6.2016

Schriftliche Anfrage 1

Antwort an mich per Post, ohne Inhalt, Ergebnisse lägen erst Mitte 2016 vor.

26.7.2016

Schriftliche Anfrage 2

Eingereicht

1.9.2016

Schriftliche Anfrage 2

Antwort ohne Inhalt, Ergebnisse werden derzeit bearbeitet.

15.9.2016

Anruf im StMI

Zusage aus dem Innenministerium, dass ich Ergebnisse automatisch erhalte.

9.1.2017

E-Mail Anfrage

Im StMI angefragt, ob schon Ergebnisse vorliegen.

12.1.2017

E-Mail Antwort

Noch keine Aussage möglich.

25.9.2017

Anfrage zum Plenum 2

Eingereicht

28.9.2017

Anfrage zum Plenum 2

Antwort erhalten; die Werte waren uneinheitlich (Summen falsch) und eine Angabe der Streckenabschnitte sei nicht möglich.

18.12.2017

Schriftliche Anfrage 3

Eingereicht

19.1.2018

Schriftliche Anfrage 3

Bitte um Fristverlängerung

14.2.2018

Schriftliche Anfrage 3

Frist abgelaufen ohne Antwort


Bei allen verständlichen inhaltlichen und personellen Problemen, die bei der Bearbeitung auftreten können, ist die langfristig nicht zufriedenstellende Beantwortung meiner Anfragen und der meiner Oppositionskollegen mehr als bedauerlich und macht parlamentarische Arbeit unmöglich. Auch die fehlende Offenheit im gemeinsamen Umgang und die starre bürokratische Handhabung erschwert gute und konstruktive Zusammenarbeit. Es ist offensichtlich, dass die Staatsregierung die Nichtbeantwortung von parlamentarischen Anfragen als politisches Kampfinstrument benutzt.

Nürnberg, 16. Februar 2018

Für Rückfragen erreichen Sie Helga Schmitt-Bussinger unter 0171-867 0000